Angels Landing Zion Canyon


Angels Landing
Spektakuläre Aussichten nur für Schwindelfreie

Wichtige Updates (Stand 02.01.2022):

Nachdem nun eine lange Zeit aufgrund der Corona-Pandemie Reisen in die USA nicht möglich bzw. nur über Umwege möglich war, gibt es nun auch im Zion National Park diverse Neuerungen:

Für den Angels Landing Trail wird ab dem 1. April 2022 ein kostenpflichtiges Permitsystem eingeführt. Aufgrund des immer höheren und stetig steigenden Besucheraufkommens in den letzten Jahren ist dieser Schritt leider unvermeidbar gewesen, zumal seit 2000 mittlerweile 14 Personen auf dem Angels Landing Trail tödlich verunglückt sind.

Die Regelungen sind wie folgt festgelegt:

Ausgehend von der Bushaltestelle "The Grotto" bleibt auf dem größten Teil der Wanderung alles beim Alten. Bis zum Scout Overlook wird kein Permit benötigt werden. Direkt nach dem Scout Overlook beginnt dann der permitpflichtige Abschnitt mit den Ketten für die letzte halbe Meile bis zum Endpunkt von Angels Landing.

Die Permits werden - wie bei der Wave - per Online-Lotterie ermittelt - also nicht first come first serve.

Diese besteht aus zwei Einzellotterien. Für die saisonale Ziehung muss man eine längere Anmeldefrist beachten (Details und Antrag auf folgender Seite: https://www.nps.gov/zion/planyourvisit/angels-landing-hiking-permits.htm). Zusätzlich gibt es eine tägliche Verlosung am Vortag der geplanten Wanderung. Auch hierzu hierzu findet Ihr weiterführende Informationen unter dem obigen Link.

Die Kosten sind mit 9 Dollar pro Permit (also pro Person, Stand Januar 2022) relativ moderat. Diese setzen sich zusammen aus 6 Dollar für den Aufbau und Betrieb des Permitsystems und 3 Dollar für das eigentliche Permit. Ich bin jedoch mal gespannt, wie viele Online-Permits dann pro Tag vergeben werden.

Überquerung des Virgin River beim Aufstieg nach Angels Landing

Hier überquert man den Virgin River (350kb)

Die linke Kuppe ist Angels Landing

Die linke Kuppe ist das Ziel (396kb)


Anfahrt & Ausrüstung:

Oft wird der Zion Canyon nur als Durchfahrtsverbindung zwischen dem Bryce Canyon und Las Vegas auf dem Highway 9 durchquert. So war es ehrlich zugegeben in den Anfängen bei uns viele Jahre auch. Dabei bietet der Zion Canyon mindestens drei sehr spektakuläre Wanderungen, wie z.B. den sehr anstrengenden Hike zum Observation Point, den absolut sehenswerten Watchman Trail oder eben den hier beschriebenen Angels Landing Trail.

Die zweimonatige Auszeit, die ich im Jahr 2003 nehmen konnte, war dazu eine Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen möchte. Nie mehr danach habe ich eine Reise so intensiv erlebt, da die Zeit gefühlt teilweise einfach stehen geblieben ist. Es blieb genügend Spielraum, sich für jeden einzelnen Tag und jeden einzelenen Trail genügend Zeit zu nehmen. Der Angels Landing Trail war eins der absoluten Highlights dieser wunderbaren Zeit, und sollte in der Folge das Highlight jedes meiner zahlreichen Besuche werden.

Man sollte jedoch beachten, dass die Wanderung auf Angels Landing meiner Meinung nach ab dem Scout Overlook eventuell nichts für Menschen mit Höhenangst sein könnte. Eine gewisse Schwindelfreiheit - zumindest für das letzte Stück - sollte schon vorhanden sein. Ebenfalls sollte man sehr trittsicher sein und eine gewisse Grundkondition haben. Denn gerade in den heißen Sommermonaten ist diese Wanderung tagsüber durch die hochstehende Sonne und den entsprechend hohen Temperaturen kein wirkliches Vergnügen.

Wie auf allen Wanderungen sollte daher genügend Wasser, Sonnencreme und eine Kopfbedeckung mitgenommen werden. Ratsam ist außerdem eine leichte Jacke, da man im Schatten und durch eventuell aufkommenden Wind schnell frieren kann. Festes Schuhwerk ist absolute Pflicht. Zu Wanderstöcken kann ich nur bedingt raten; sind sie auf den ersten beiden Dritteln der Strecke (sowohl bei Auf- als auch bei Abstieg) sehr hilfreich, so stellen sie im letzten Abschnitt - und dort besonders in den Passagen mit den Halteketten - ein großes Hindernis dar. Wer schnell feuchte Hände bekommt (sei es durch die Hitze, sei es durch die Höhenangst), sollte sich eventuell noch rutschfeste Kletterhandschuhe oder Fahrradhandschuhe einpacken.


Die Wanderung - ein Erlebnis für jung und alt:

Ausgangspunkt ist das Visitor Center hinter dem südlichen Eingang des Zion National Park nördlich von Springdale, da von dort die Shuttle Busse in den Zion Canyon fahren. In gut 15-20 Minuten bringt Euch der Fahrer auf einer sehr beeindruckenden Strecke bis zur Haltestelle "The Grotto". Unterwegs erzählt er einige interessante Dinge zum Zion Canyon, erläutert die atemberaubenden Felsformationen und die Wandermöglichkeiten bei den einzelnen Haltepunkten. Übrigens ist dieser Shuttleservice nicht nur kostenfrei, sondern auch noch sehr umweltfreundlich. Die Busse werden nämlich mit Propangas oder elektrisch betrieben. Das war vor vielen Jahren schon sehr vorbildlich, in den heutigen Zeiten mit einem enormen Klimaproblem ist dies aber auch mehr als wichtig.

Walter Wiggles - 21 harte Spitzkehren unterhalb Angels Landing

Walter Wiggles - 21 harte Spitzkehren (358kb)

Serpentinen auf dem Weg zu Angels Landing

Fast geschafft (457kb)

Zions berühmtester Baum bei Angels Landing

Zions berühmtester Baum (401kb)

Von "The Grotto" startet Ihr nun eine 5 Meilen Roundtrip Wanderung, die Ihr wohl nie vergessen werdet! Auf der linken Seite der Straße muss zuerst eine kleine Holzbrücke überquert werden. Lasst Euch an dieser Stelle Zeit, denn sie lädt mit den vielen grünen Bäumen und dem malerisch dahinplätschernden Virgin River zu herrlichen Fotos ein. Wer natürlich sehr früh Morgens los geht, muss sich diesen Fotostopp für den Rückweg aufheben. Nun folgt man dem sehr guten Weg (ein Teilabschnitt des legendären West Rim Trails) nach rechts parallel zum Virgin River. Nach gut einer halben Stunde knickt der Weg nach Westen in den "Refrigerator Canyon" ab. Auch hier ist es im Prinzip noch ein einfacher Spaziergang. Der Canyon bildet mit den vielen grünen Bäumen, Sträuchern und schattigen Nischen eine angenehme Kühle. Er macht so seinem Namen alle Ehre, denn bisher war man bei schönem Wetter der prallen Sonne vollkommen ausgesetzt. Viele Ecken laden zu zwischenzeitlichen Fotostopps ein. Nach weiteren 15 Minuten erreicht man den wohl vorerst körperlich anstrengendsten Teil der Wanderung: Walter Wiggles. In 21 sehr steilen, engen Spitzkehren, die schon 1926 angelegt wurden, schlängelt sich der Weg die rechte Wand des Canyons nach oben. Benannt ist dieser Abschnitt übrigens nach Walter Ruesch, dem ersten Superintendenten des Zion National Park. Mit Schweiß auf der Stirn darf man dann am Scout Overlook auf einer Höhe von 5350 ft. eine atemberaubende Aussicht genießen. Hier befindet sich übrigens auch der fotogenste Baum des Zion National Parks. Er ist eventuell noch auf Postkarten und als großes Poster im Visitor Center erhältlich.

Die letzte anstrengende Etappe auf dem Weg nach Angels Landing

Die letzte anstrengende Etappe (331kb)

Über diesen Grat gehts nach Angels Landing. An den Ketten ist Schwindelfreiheit ein Muss.

Über diesen Grat gehts ganz nach oben. An den Ketten ist Schwindelfreiheit ein Muss (352kb)

Virgin River im Zion Canyon

Der Virgin River im Canyon (439kb)

Bäume säumen den Weg nach Angels Landing

Bäume sorgen für Idylle und spenden Schatten (504kb)

Blick vom Aufstieg nach Angels Landing auf den Zion Canyon

Unterhalb des Felsvorsprungs mit Blick auf den Zion Canyon (291kb)

Zion Canyon von Angels Landing aus gesehen

Zion Canyon von ganz oben (130kb)

Für einen Teil der Wanderer ist der Hike auf dieser Plattform beendet. So war es bei mir bei meinem ersten Besuch auch. Denn mir hat das letzte Stück dann doch den nötigen Mut genommen. Dabei wirkt das letzte Teilstück schlimmer als es in Wirklichkeit ist. Vom Scout Overlook kann man den Weg und die mutigen Wanderer auf dem sehr schmalen Felsrücken hinauf auf die Spitze von Angels Landing bestens erkennen. Der Weg führt in südliche Richtung weiter und recht bald stößt man auf Eisenketten, die eine gute Hilfe sind, um einen Felsvorsprung auf der westlichen Seite des Grades zu überwinden. Nachdem man diese Stelle hinter sich gebracht hat, kommt man auch schon an die engste Stelle des gesamten Weges. Hier muss man einen kleinen Weg hinunterklettern, ehe man einen Punkt erreicht , wo der Weg zu beiden Seiten 1500 ft. steil abfällt. Diese Stelle ist nur wenige Fuß breit, also passt auf wohin Ihr tretet. Von nun an folgt man einem sehr steilen Anstieg auf die Spitze des Bergkammes. Ketten sorgen wieder für den nötigen Halt, bis man das Ziel erreicht hat. Hier habe ich übrigens viele Wanderer mit Handschuhen gesehen, da die Ketten recht dick und meiner Meinung nach sehr unhandlich sind.

Blick in die Tiefe von Angels Landing

Blick in die Tiefe (359kb)

Die Bezwinger von Angels Landing

Thomas, Indrani und Micha - eine tolle Tour (463kb)

Der Ausblick von hier oben (5790 ft. hoch) ist einfach nur atemberaubend. Im Süden ist der komplette Zion Canyon sichtbar, im Norden die legendären Zion Narrows. Schaut man in nordöstliche Richtung, erblickt man noch ein ganzes Stück höher den Observation Point. Je nach Wetter kann es an dieser exponierten Stelle allerdings auch recht windig sein.

Für die gesamte Wanderung solltet Ihr mit einem zeitlichen Rahmen von gut 3-5 Stunden rechnen (inklusive Fotostopps). Man sollte auch bedenken, dass in den letzten Jahren aufgrund des zunehmenden Tourismus der Andrang extrem gestiegen ist, was letztlich zur Einführung des Permit-Systems geführt hat. Gerade an den engen Wegpassagen kann es zu regelrechten Wanderstaus kommen. Hier sollte man rücksichtsvoll und geduldig miteinander umgehen. Vorzugsweise sollte man Wochenenden und Feiertage meiden, da an diesen Terminen viele Amerikaner aus dem Umfeld von St. George und Las Vegas hier ihre freie Zeit verbringen./p>

Wer die Wanderung früh Morgens macht, kann sich in der Zion Lodge eine Erfrischung gönnen und auf der vor der Lodge befindlichen Wiese ausruhen. Wer danach noch Lust und Zeit hat, kann sogar noch einen Abstecher zum nächsten Highlight des Zion Canyons machen: den Zion Narrows.


Fotos und Fazit:

 Unterkünfte:
Hotelempfehlung Pioneer Lodge Springdale
Hotelempfehlung Best Western Zion Park Inn
 Ausführlichere Infos hier.

Fotografieren ist auf dieser Tour nicht ganz einfach, da man bei sonnigem Wetter mit den verschiedenen Lichtsituationen kämpfen muss. Beste Zeit für gute Fotos ist der frühe Nachmittag. Morgens fotografiert man viel gegen die Sonne und es kann noch sehr diesig sein, wobei im späten Nachmittag ein Teil des Zion Canyons schon im Schatten liegt. Ich war auf meinen Touren sowohl zur besten Zeit als auch am frühen Morgen dort. Bei der allerersten Tour haben wir Angels Landing mit den Zion Narrows verknüpft. Zeitlich muss man dann jedoch irgendwo Abstriche machen, was für Erstbesucher nicht ratsam ist.

Lohnenswert ist die Wanderung zu Angels Landing allemal. Es ist mit Sicherheit eins der eindrucksvollsten Erlebnisse die man in dem oft unterschätzten Zion National Park erfahren kann. Ihr werdet sie auf keinen Fall vergessen - auch wenn Ihr nicht weiter als bis zum Scout Overlook gegangen seid.

Wenn Ihr im Park übernachtet, solltet Ihr übrigens bedenken, dass der Zion einer der ersten International Dark Sky Parks ist. Nach Einbruch der Dunkelheit bietet sich einem ein atemberaubender Blick auf den Sternenhimmel mit der klar sichtbaren Milchstraße an, den man heutzutage aufgrund des allgegenwärtigen Lichtsmogs in Wohngebieten nicht mehr kennt.




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